Greenwashing erkennen: Aufdecken von Werbelügen

Greenwashing ist ein ernsthaftes Problem, bei dem Unternehmen versuchen, sich grüner und umweltfreundlicher darzustellen, als sie tatsächlich sind. Warum ist das ein Problem? Als Menschen die Produkte einkaufen, entscheiden wir uns vielleicht lieber für ein Produkt, was scheinbar umweltfreundlicher ist als andere. Fallen wir aber auf Greenwashing herein, haben wir eigentlich nichts Gutes getan, sondern wurden hereingelegt.

Typische Anzeichen für Greenwashing

Lassen sich beim Kauf von Drogerieprodukten oder im Supermarkt relativ einfach erkennen. Beim Online-Shopping oder bei Geldanlagen wird das schwieriger. Dafür stehen weiter unten einige Tipps.

Was ist Greenwashing?

Das Ziel von Greenwashing ist es, sich als Firme oder ein Produkt in der Öffentlichkeit als umweltbewusst und nachhaltig darzustellen, selbst wenn das Unternehmen tatsächlich umweltschädlich handelt. Dies geschieht durch geschicktes Marketing, bei dem umweltfreundliche Begriffe und Bilder verwendet werden, um von negativem Handeln abzulenken. Einfach Beispiele sind Worte wir “100% natürlich” oder das Grünfärben von Verpackung.

8 Tipps um Greenwashing zu erkennen

Hier liste ich die typische Greenwashing-Methoden auf. Schau doch einfach beim nächsten Einkauf im Laden ob du eine davon siehst.

1. Irrelevant Aussage erkennen und vermeiden

Unternehmen verwenden ungeschützte Begriffe wie “nachhaltig”, “klimaneutral” oder “natürlich” in ihren Werbeslogans, ohne klare Definitionen oder Nachweise. Ungeschützt heißt, sie können genutzt werden, ohne bestimmte Qualitäts- oder Nachhaltigkeitsstandards nachweisen zu müssen.

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2. Werbeslogan Bingo

Werbeslogans sollen dich dazu ermutigen Dinge zukaufen. Frage dich bei jedem Aufdruck bei Produkten und auch in Werbespots: “Macht das Sinn?”. MacDonalds warb zum Beispiel damit, dass die Wegwerf-Trinkbecher nachhaltig wären, weil daraus Bücher werden können. Einmal Produkt sind im seltensten Fall umweltfreundlich.

Leere Werbeversprechen

Im Video erfährst du, wie Fast-Food Ketten und hinters Licht führen wollen.

Werbeversprechen erkennen

In diesem Video zeige ich dir, wie eine einfache Tee Verpackung auf einmal nachhaltig wird.

3. Visuelle Mogelpackungen

Die Verpackungen sind oft in grünen Farben gestaltet. Fotos von Naturmotiven aufgedruckt und ganz bewusst wird braunes Kraftpapier eingesetzt um uns vorzutäuschen, die Verpackung wäre ökologisch sinnvoll.

Wie nachhaltig ist eigentlich…

4. Angabe der Inhaltstoffe

Inhaltsstoffe auf Verpackungen sind oft in winziger, schwer lesbarer Schriftgröße aufgeführt. Oder werden nicht in der Landessprache angegeben, sodass du sie erst recherchieren musst. 

Duftstoffe können unter dem Sammelbegriff “Parfum” angegeben werden. So kann es sein, dass in einem “Rosen Shampoo” weniger als 1% Rose enthalten ist, weil damit nur der Rosenduft gemeint ist. Nicht etwas, dass ein Großteil Rosenwasser enthalten ist. (Quelle: Verbraucherzentrale)

“100% Mikroplastikfrei” findet sich als Angabe zu den Inhaltsstoffen auch noch oft auf Verpackungen. Spannend ist aber, dass Mikroplastik auf synthetischer Basis seit Oktober 2023 sowieso EU-weit verboten ist. Mehr dazu in dem Video untern “Ist Glitzer verboten”. (Quelle: Europäische Kommision)

Mikroplastik in Kosmetik

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5. Intransparenz

Unternehmen geben keine genauen Informationen auf ihren Websites preis, was “nachhaltig” in ihrem Kontext bedeutet, und vermeiden es, konkrete Angaben zu machen. Es werden schwammige Aussagen verwendet wie: “Die Umwelt ist uns wichtig, daher gestalten wir unsere Produktion so nachhaltig wie möglich”. Es wird nicht erklär was eine nachhaltige Produktion ist, noch gibt es Statistiken oder Studien die die Aussage unterstützen könnten. 

Zalando hat beispielsweise angegeben, dass der Großteil der Retouren wieder in den Verkauf geht, obwohl das Ergebnis einer großangelegten Recherche das Gegenteil war. (Quelle: Letsflip)

Auch irreführende Aussagen werden teilweise getroffen wie “Hergestellt in Deutschland”, obwohl alle Rohstoffe zu Herstellung des Produktes aus dem Ausland importiert werden und diese nur in Deutschland zusammengesetzt wurden.

6. Ablenkungsmanöver

Produkteigenschaften die vermeintlich umweltfreundlich sind werden in den Vordergrund gehoben. Andere die nicht so umweltfreundlich sind einfach verschwiegen. Bei Kosmetik oft zu lesen “Bio-Shampoo”. Bio ist bei Kosmetik kein geschützter Begriff, darf also verwendet werden. Das in dem Produkt nur fünf Prozent Bio-Rohstoffe verwendet werden und nur 95 % konventionelle wird nicht angegeben.

Es kann auch sein, dass ein Produkt einer Firma wirklich nachhaltig und grün ist, aber der komplette Rest des Unternehmens nicht. Vattenfall hat ein Gesichtswasser aus Abwasser fossilfrei hergestellt wird. Aber der Rest wir unter dem Einsatz von fossilen Brennstoffen hergestellt. (Quelle: Umwelthilfe)

Foodwatch hebt solche Augenwischerei jährlich mit dem Goldenen Windbeutel hervor.

7. Zukünftige Versprechen

Unternehmen geben Versprechen ab, wie “Im Jahr 2030 wollen wir klimaneutral produzieren”. Erklären aber nicht wie dies erfolgen soll. Ein Beispiel für irreführende Werbung kann hier auch Aldi sein. “Bis 2030 hat ALDI sich vorgenommen, ausschließlich Frischfleisch1, Trinkmilch2 sowie gekühlte Fleisch- und Wurstwaren3 aus den höheren Haltungsformen 3 und 4 zu handeln.” (Quelle: Aldi Nord). Prinzipiell ist das sehr gut. So eine Veränderung kann auch nicht in einer Woche umgesetzt werden. Aber wer kann heute im Jahr 2023 sagen, ob das wirklich bis 2030 komplett umgesetzt ist. Das kann eigentlich wirklich erst im Jahr 2030 gesagt werden.

8. Spenden als Nachweis

“Mit dem Kauf dieses Produktes unterstützen wir nachhaltige Projekte”. Oft ist in dem Fall für dich schwer nachprüfbar, wo die Spenden hingehen. Auch wenn du sehen kannst wohin die Firma spendet, kannst du nicht direkt prüfen ob das etwas bringt oder nicht.

Manchmal steht bei einem Produkt “Pro verkauftem Produkt pflanzen wir einen Baum”. Das hört sich gut an und Bäume brauchen wir auch. Das Problem hier bei ist, dass niemand garantiert, dass der gepflanzte Baum auch überlebt. So könnten Stürme, Brände oder Hochwasser dafür sorgen, dass er keine Chance bekommt zu wachsen. Werden diese in Monokulturen angebaut ist das auch wenig zielführend. (Quelle: ARD)

Greenwashing ist (noch) nicht strafbar

Die fehlende rechtliche Definition erschwert es, Unternehmen für Greenwashing zur Verantwortung zu ziehen. Die EU könnte jedoch bald für mehr Transparenz und Verantwortlichkeit sorgen. Bisher wurden Unternehmen wie Hello Fresh  und DM wegen den Worten “klimaneutral” und “umweltneutral” von der Umwelthilfe verklagt. Aber für Konsument*innen ist es fast unmöglich dagegen vorzugehen. (Quelle: Deutsche Umwelthilfe)

Die fehlende rechtliche Definition

Die Europäische Kommission setzt sich dafür ein, dass es klarer Richtlinien rund um Greenwashing gibt. Mit der Green Claims setzt sie sich dafür ein, dass Umweltaussagen wirklich wissenschaftlich geprüft werden, bevor sie veröffentlicht werden und so Klarheit und Sicherheit beim Kauf von Produkten für die Konsument*innen vorliegt. Auch soll es Dokumentationen zu den Hintergründen von Aussagen wie “Verpackung aus 30% recyceltem Material” oder “ozeanfreundliche Sonnencreme” geben.
Vorgelegt wurde die Green Claims Richtlinie im März 2023

https://environment.ec.europa.eu/topics/circular-economy/green-claims_en

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Labels und Siegel sind undurchschaubar

Es gibt über 200 Nachhaltigkeits-Siegel und 100 grüne Energie Siegel. (Quelle: EU Kommission). Es gibt Siegel für Kosmetik, Siegel für Kleidung, Siegel für Lebensmittel. Stattlich anerkannte Siegel und auch selbst ausgedacht Siegel von Firmen. Die EU Kommission schlägt hier vor, dass es nur noch Siegel gibt, die staatlich geprüft oder durch ein Zertifizierungssystem geprüft wurden.

Siegel denen du vertrauen kannst und die von der Richtlinien nicht betroffen sein werden sind zum Beispiel:

  • EU Ecolabel
  • Cosmos Natural
  • Cosmos Organic
  • Natrue und Demeter bleiben wahrscheinlich auch (Quelle: Ökotest)

5 Tipps Greenwashing erkennen: Aufdecken von Werbelügen

Bis es strengere Gesetze gibt, liegt es an dir selbst, Greenwashing zu erkennen.

  1. Hinterfrage Versprechen: Machten die Werbeversprechen Sinn und kannst du sie einfach überprüfen?

  2. Recherchiere: Bevor du kaufst, schau einmal ob es vielleicht Gesetze gibt oder weitere Infos zu den Unternehmen. Coca-Cola hat damit geworben, dass der Deckel ab sofort an der Flasche bleibt. Fun Fact: Diese Art von Deckel, auch Tethered caps genannt, sind eine Vorgabe der EU Kommission.

  3. Achte auf Siegel: Schau hinter die Siegel. Nicht jedes Siegel ist wirklich offiziell anerkannt.

  4. Lies die Inhaltsstoffe: Schau dir die Inhaltsstoffe genau an. Ein Shirt aus Bio-Baumwolle, dass zu 90% Polyester enthält ist eben kein Shirt aus Bio-Baumwolle. Bei Kosmetik kann hier die App Toxfox helfen. Bei Spielzeug und Haushaltswaren die Scan4Chem App.

  5. Hinterfrage Verpackungen: Woraus ist die Verpackung wirklich? Ist es wirklich zu 100% Papier, oder ist es wirklich recyceltes Plastik? Was steht drauf? Welche Bilder sind abgebildet?

Websites und Apps um Greenwashing zu erkennen

  • Auf https://greenwash.com/ kannst nach Marken und Produkten suchen und direkt sehen ob es hier Einträge zu Greenwashing gibt.
  • https://www.siegelklarheit.de/ hier kannst du dir anschauen, was hinter den Siegeln steckt
  • Die Siegel Check App vom Nabu: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.tapwork.nabu&hl=de&pli=1
  • Wem gehört die Firma? Schau dir das Impressum an. Dann schau bei https://www.northdata.de/ wer genau dahinter steckt. 
  • Über https://www.crunchbase.com/ kannst du herausfinden, wer in das Unternehmen investiert hat.

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