Ich durfte gestern mit ein paar Eltern und Erzieherinnen gemeinsam überlegen, wie das Projekt nachhaltiger im Kindergarten umgesetzt werden kann. Ganz nebenbei ging es natürlich auch darum, wie jeder seinen Alltag müllfreier gestalten kann – ob mit oder ohne Kind. Ganz vorne weg finde ich es richtig geil, dass das Kindergarten-Team sich dazu entschieden hat, dieses Thema mit allen Kindern anzugehen. Danke an das Team vom katholischen Kindergarten in Pulheim Dansweiler!

Ich finde das Wichtigste bei diesem Thema ist der offene Austausch zwischen Eltern, Erziehern und Kindern. Gemeinsam lässt sich sehr viel erreichen, wenn alle die Vorteile schätzen, die sich auf allen Seiten ergeben können. Wichtig ist auch der gegenseitige Respekt. Viele Eltern geben ihr Kind schnell im Kindergarten ab und fahren zur Arbeit und merken oft gar nicht, ob ein neuer Zettel an der Pinnwand hängt o.ä.

Zudem weiß ich, Umstellungen brauchen ein gewisse Zeit – so also auch, wenn man nachhaltiger im Kindergarten sein möchte. Die sollte allen Parteien gegeben werden. Es braucht Zeit um Dinge auszuprobieren und andere wissen zu lassen, das es etwas Neues gibt.
Bei manchen Sachen die ausprobiert werden, stellt ihr vielleicht auch fest, dass diese im Alltag überhaupt nicht praktikabel sind. Und hey, nicht jeder ist von jedem Projekt begeistern, auch das könnt ihr gut akzeptieren. Wenn einige mitmachen, wird es sicher nicht allzu lange dauern, bis immer mehr dazu kommen!

Wie bei jedem Projekt gilt: Erfolg müssen gezeigt werden!

  1. Fangt ihr im Kindergarten an, mit den Kindern den wöchentlich anfallenden Müll zusammeln, dann präsentiert das Ergebnis so, dass es unübersehbar ist. Vieles nehmen unsere Augen nicht war.
    Vielleicht baut ihr eine kleine Statue aus dem Müll, das macht sicher auch allen Kindern Spaß. Die platziert ihr dann möglichst so, dass sie direkt am Eingang steht.
  2. Wir Menschen ändern uns eigentlich nur gerne, wenn wir sehen, welchen Vorteil wir dadurch haben. Also zeigt die Vorteile für alle Seiten auf. Auch wenn ihr als Eltern gern das Thema in den Kindergarten hineinbringen wollt! Nutzt der Kinderkarten zum Beispiel Ökostrom statt den Standard ist es sehr wahrscheinlich das eine Menge Geld eingespart wird. Ein guter Ökostrom Anbieter, den wir auch haben ist Naturstrom. Hier bekommst du mehr Infos (Affiliale Link).
  3. Zeigt eure Erfolge, wenn andere Parteien direkt davon profitieren. Könnt ihr zum Beispiel Geld einsparen, weil ihr einen Leitungswasser-Filter installiert anstatt es liefern zu lassen? Dann organisiert von den Einsparungen etwas für die Kinder. Sei es eine Neuanschaffung für den Werkraum, dass die Windeln jetzt vom Kindergarten selbst gekauft werden und die Eltern Geld sparen oder, dass das Essen bei der nächsten Feierlichkeit umsonst ist. Wichtig ist, dass ihr immer dazu sagt, warum das auf einmal so ist – nämlich weil CO2 für den Transport eingespart wird und eine Menge Verpackungsmüll.

Für den Start – nachhaltiger im Kindergarten

  1. Der Kindergarten könnte eine “Nachhaltigkeits-Woche/Tag” organisieren. Unter diesem Anlass könnten Veranstaltungen mit den Eltern geplant werden. Vielleicht sogar das alljährliche Sommerfest, das dann eben ein wenig anders geplant wird.
  2. Kleine Änderungen kann der Kindergarten gegebenenfalls schon beim Eltern-Abend kurz vorstellen und ausprobieren, wie das ankommt. Auch immer Feedback von den Eltern holen, “Hat euer Kind euch schon darauf angesprochen? Habt ihr noch Ideen?”. Es kommt hier natürlich auch sehr darauf an, was es für ein Kindergarten ist.
  3. Bevor viel geplant wird, erstmal schauen, wie das Interesse auf beiden Seiten ist. Sind alle bereit mitzumachen? Eltern einfach mal kurz am Nachmittag ansprechen, wenn es etwas ruhiger ist. Anfangs denken vielleicht einige, “Ach und was soll das jetzt, muss ich da noch etwas tun, bekomme ich noch eine Aufgabe, die ich erledigen muss?”, andere sind sicher begeistert und haben direkt Vorschläge!

Einkauf

  • Generell gilt hier eigentlich auch, wenn ihr schon zuhause nachhaltig lebt, dann schaut, was ihr übertragen könnt. Wer da noch Tipps braucht, schaut gern mal in mein Buch ;).
  • Pflegeartikel. Es gibt mittlerweile Shampoos für Kinder ab 1 Jahr, wenn es die Hygienevorschriften zulassen könnt ihr auch feste Seife nutzen anstatt Flüssiger, das spart sogar nochmal Geld.
  • Jeder Kindergarten macht das anders mit Essen :). Habt ihr einen unverpackt Laden in der Nähe, fragt doch mal ob die euch direkt 10 kg Nudel-Pakete mitbestellen können oder andere Dinge in größeren Mengen. Spart Geld und Müll.
  • Es gibt wunderbare Bücher rund um das Thema Nachhaltigkeit. “Die Konferenz der Tiere”, “Plastian”, sogar von einer Autorin die direkt bei mir um die Ecke wohnt “Warum Früchte Heimweh haben”. Bestellen könnt ihr das direkt bei ihr über Instagram (ich bekomme kein Geld für die Werbung, ich find die Idee einfach mega geil).

Kreativ sein

  1. Gestern hatte eine Erzieherin die Idee, dass mit den Kindern Bienewachstücher hergestellt werden könnten. Anschließend diese dann als Geschenk mit nach Hause genommen werden können. Den Kindern wird im Kindergarten gezeigt, wie die genutzt werden und warum und die Kinder können das dann an den/die Beschenkte/n so weitergeben. Mega coole Idee! Kinder sind eh die besten Überzeuger :). Ihr könntet die Tücher natürlich auch kaufen, selbermachen ist aber sicher geiler.
  2. Es gibt jede Menge das mit Kindern selbst hergestellt werden kann. Auch wenn das nicht unbedingt sehr viel Müll spart, so spart es eine Menge Schadstoffe: Knete, Salzteig und Kleber sind 3 Dinge, die zum Beispiel aus Lebensmitteln hergestellt werden können.
  3. Ihr könntet Baumwollbeutel nähen, mit den älteren Kindern, für den Einkauf beim Bäcker.
  4. Schalen von Obst und Gemüse können genutzt werden, um Kleidung oder Stoffe einzufärben, für anstehende Karnevalskostüme oder für Stoffe, die dann als Geschenkpapier-Ersatz verwendet werden können.
  5. Eine Mama hatte gestern zudem die Idee, die Karnevalskostüme als Symbol zu nutzen. Indem einfach Kostüme aus den angefallenen Verpackungen erstellt werden.
  6. Ihr könnt natürlich auch kreative Projekte daraus machen. Zum Beispiel aus Toilettenpapier-Rollen Adventskalender für die Eltern basteln. Oder ein Geschenk zum Vatertag.

Kindergarten Feiern

  1. Deko kann super mit Kindern selbst gebastelt werden und wird es meistens auch schon. Kleber lässt sich in großen Mengen gut selbst machen! Und bei Deko gilt: weniger ist mehr.
  2. Bei einem Kindergarten, den wir uns angeschaut haben, gab es beim Sommerfest Milch aus Flaschen für den Kaffee, ein Kaffee-Mobil, das Keramik-Tassen hatte, das Essen wurde von den Eltern mitgebracht ausschließlich in Boxen, die komplett müllfrei waren und gebastelt wurden Dinge aus aus Natur-Materialien, die ein paar Tage vorher mit den Kindern im Wald gesammelt wurden. Das fand ich schon krass!
  3. Bei Kindergartenfesten Geschirr nutzen, wenn ihr eine Küche habt. Wenn die Eltern mitmachen, könnt ihr in die Einladung auch schreiben “Bitte das Geschirr selbst mitbringen, will wollen unseren Kindern zeigen, dass es ohne Müll geht.”
  4. Kleidertauschparty oder Spielzeugtauschparty. Jeder kennt wahrscheinlich schon die wunderbaren Flohmärkte die Kindergärten oder die Eltern oft organisieren. Wie wäre es mit einer Tauschparty, direkt im Anschluß an die Kindergartenzeit für 2 Stunden. Nur unter den Eltern des Kindergartens? So kann jeder nach dem Abholen schauen, ob er/sie etwas findet.

Das Bad im Kinderzimmer

  1. Der Klassiker Toilettenpapier. Recyclingpapier mit dem Blauer Engel Symbol ist umweltfreundlicher als jedes andere nicht Recycling-Toilettenpapier und kostet das Gleiche.
  2. Öko-Windeln mit dem Blauen Engel Symbol können eine gute Alternative zu den bekannten Klassiker-Marken sein.
  3. Nasse Kleidung: Gerade wenn Kinder trocken werden, passiert es oft, das Eltern einen Plastik-Müllsack mit der nassen Kleidung mit nach Hause bekommen. Hier könnten statt desswen Wetbags genutzt werden oder es gibt eine weiße Plastiktüte pro Kind, auf die der Name geschrieben wird und die dann immer wieder genutzt wird. Hier hilft es ungemein, wenn die Eltern auch Bock drauf haben Müll einzusparen und daran denken, die Tüte am nächsten Tag wieder mitzubringen. Abwaschbar ist eine Plastiktüte natürlich auch.
  4. Zahnbürsten und Zahnpflege im Kindergarten ist ein super Sache. Auch hier können beide Seiten etwas tun. Öko Test hat Kinderzahncremes getestet und ausgezeichnet, welche mikroplastik- und schadstofffrei sind. Hier reicht ein Blick in die Testergebnisse und schon kann einfach ein Produkt ausgetauscht werden, wenn nötig. Bei Zahnbürsten könnte auf Bambus-Zahnbürsten umgestellt werden. Hier lohnt sich meist eine Anfrage des Kindergartens, bei einem Hersteller. Ehrlicherweise musst du bei Bambus-Zahnbürsten wirklich darauf achten, dass diese regelmäßig getauscht werden und nicht schimmeln!
  5. Anstatt Flüssigseife feste Seifen nutzen. Das spart tatsächlich auch Geld ein!

Mahlzeiten im Kindergarten

  1. Obst am Nachmittag gibt es in vielen Kindergärten. Das kann entweder selbst eingekauft werden oder von einem Bio-Bauern in der Nähe in einer wiederverwendbaren Plastik-Kiste bestellt werden.
  2. Die meisten Eltern machen es sowieso schon und bringen das Frühstück für das Kind in Dosen mit. Falls das einige Eltern nicht machen, wäre hier einfach die Idee, ein paar Dosen sichtbar am Eingang zu positionieren mit einem lieben Text daran. Zum Beispiel “Frühstück Nummer zwei, in der Dose immer dabei”. Regt vielleicht einige zum Nachdenken an.
  3. Kochen im Kindergarten: Wird im Kindergarten selbst gekocht, bietet es sich an, große Mengen einzukaufen. Zum Beispiel Nudeln in 5-10 kg Säcken, Haferflocken in Großpackungen usw. Auch Großpackungen sparen im Vergleich zu kleineren Verpackungen eine Menge Müll.
  4. Kleine Dinge selbst anbauen. Nicht jeder Kindergarten hat den Platz um ein Gemüsebeet anzulegen. Was fast allen möglich sein sollte, ist das Anlegen eines Kräutergartens auf der Fensterbank oder das Pflanzen von Tomatenpflanzen. Kräuter sind robuster, also vielleicht lieber diese wählen. Und selbst ich habe damals im Kindergarten schon Kresse angepflanzt :).

Crazy Ausflüge

  1. Wir wäre es, wenn es Kindergarten Ausflüge zum Wochenmarkt gäbe. Immer an dem Tag, an dem Wochenmarkt ist und dort kaufen dann die unterschiedlichen Gruppen abwechselnd das Obst ein.
  2. Bei einigen Bauern/Bäuerinnen gibt es die Möglichkeit, Obst direkt vom Feld zu sammeln oder bei der Nachernte zu helfen. Ich bin mir sicher das es Bauern/Bäuerinnen gibt, die sich freuen, wenn Kindergarten-Kinder einmal dabei helfen würden. Ist dann auch eine schöne Idee für einen Zeitungsartikel.
  3. Ausflüge zu Gemüsegärtnern oder Bio-Bauern sind auch eine Idee, ab einem bestimmten Alter der Kinder.

Mehr Tipps für dich

In meinem Buch bekommst du noch mehr Tipps, wie du deinen Berufsalltag nachhaltiger gestalten kannst.

5 Idee über “Zerowaste und nachhaltiger im Kindergarten – 30 Tipps

  1. Chrissi sagt:

    Vielen Dank für den tollen Abend mit dir, Anke! Wir haben es alle sehr genossen und ich habe die ersten Tipps direkt am selben Abend umgesetzt (wollte noch schnell was einkaufen für Spaghetti Bolo….stand dann vor dem Hackfleisch, dachte was für ein Wahnsinn mit der Verpackung. Hab dann kurzentschlossen nur (unverpacktes) Gemüse gekauft und eine vegane Bolo gekocht :-D).

    Es war wirklich super und ich habe schon vielen von dir erzählt. Danke für den ganzen Input und den unterhaltsamen und kurzweiligen Abend 🙂

  2. Annika sagt:

    Danke für diesen tollen und ausführlichen Beitrag! Unser Kindergarten beschäftigt sich in letzter Zeit verstärkt mit dem Thema Plastikvermeidung. So wurde unter anderem EDS Becher als Ersatz für Plastikbecher angeschafft, bei Feiern kein Einweggeschirr mehr genutzt… Jetzt hat letzte Woche das “Müllprojekt” gestartet (was ist Müll, was passiert damit, warum ist er gefährlich..) und ich hatte deinen Blogbeitrag zur plastikfreien Kita geteilt. Der kam sehr gut an ?

    Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht und ob wir es schaffen die skeptischen Eltern mitzunehmen ?

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